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TSV Abtswind - BSC Schweinheim

Noch sechs Spiele hat der BSC in dieser BOL - Spielzeit zu bestreiten: Auswärts in Abtswind, Würzburg, Karlburg und Rödelmaier und zu Hause gegen Wiesentheid und Frammersbach, ein schweres, wenn auch lösbares Restprogramm.
Nach dem tollen Spitzenspiel am vergangenen Sonntag trifft der Tabellenzweite am Samstag auf den TSV Abtswind. Die Gastgeber stehen zur Zeit auf dem Relegationsrang, aber Vorsicht: Abtswind hat alle (!!) seiner Punkte zu Hause geholt und wird dies sicherlich auch gegen die Fecher - Elf versuchen.
Angesichts des zeitgleichen Spitzenspiels (Aubstadt – Würzburg), sollten die Blau-Weißen alles für drei Punkte tun!
Spielbeginn: Samstag 16Uhr.
TSV Abtswind (Gast) - 28. Apr, 12:48

Spielbericht

Der Taschenpabst und die zehn Favoriten
Spielbericht BOL: TSV Abtswind – BSC Schweinheim 4:2

„Dass mein Gegenspieler mich umgestoßen und am Torschuss gehindert hat, hab ich ja noch wegstecken können. Aber als er mich obendrein noch einen „Pardon“ geheißen hat, habe ich die Nerven verloren und nachgetreten.“ Dietmar Hamann´s Aussage vor dem Sportgericht

Wer heute nicht zugegen war, hat zumindest seine Nerven noch vollzählig beieinander – allerdings auch ein hochklassiges BOL Spiel verpasst mit allen „Essentials“: Rote Karte, Spannung auf beiden Seiten, überragende Torhüter und Ordner Einsätze während und nach der Partie.

Die ersten Minuten gehörten eindeutig den Gästen. Keeper Thomas Klaus glühte der Handschuhbelag. (Im Motorsport soll sich vor dem Start bekanntermaßen der Gummi aufheizen. Dies ist im Fußball auch ein probates Mittel, den Unterhaltungswert zu steigern). Er konnte sich einige Male auszeichnen. Doch schon ab der 4. Minute übernahm die Heimelf die Regie. Velibor Teofilovic verwirrt seinen Gegenspieler durch mehrere unmotivierte, scheinbar unkontrollierte Pirouetten und lässt aus 15 Metern ein rechtes Pfund los. Torwart Sebastian Doelger (diesen Namen werden wir noch öfter vernehmen) kann den Ball gerade noch zur Ecke klären. Jetzt kommen die Chancen wie Maschinengewehrschüsse. Mario Schindler spielt blöde Sau mit seinem Pendant auf der rechten Seite und zieht direkt ab. Herzerfrischend diese Abschlussgeilheit. Das hat in den letzten Partien doch ein wenig gefehlt. Flo Selig erstickt den darauf folgenden Konter im Keim, passt auf Mario, der bedient mit einem Seitenwechsel Teo. Dieser setzt schon in der Anfangsphase seinen „Move“ – wie der Wrestler sagen würde: Brustannahme, kurzer Antritt gegen die Laufrichtung des Verteidigers und mit rechts abgezogen. Sebastian – „der Teufelskerl“ (Schweinheimer Zuschauer) bekommt die Kugel gerade noch an die Flotschn. Die folgende Ecke wird abgewehrt, da rauscht von hinten Vedat Osmani heran und jagt das Leder Richtung Tor. Bevor hinten ein Brand entsteht, gibt es lieber vorne eine Bremsspur im Rasen, wird er sich gedacht haben.

In der 10. Minute (Ja, ja, heut wird der Bericht etwas länger als sonst) hat auch Marcel Heller seine erste Chance. Sein feiner Drehschuss aus 20 Metern fliegt jedoch über die Latte Richtung Schwimmbad. Im Gegenstoß braut sich was zusammen. Der BSC kommt nicht richtig aus der eigenen Hälfte heraus und produziert mehrere verzweifelte Fouls, um den Abtswinder Sturmlauf zu unterbrechen. Einen dieser abgewehrten Freistöße aus halb Links schnappt sich Leon Grunasi und jagt die Pille zum viel umjubelten 1:0 in die Maschen. Juhu, klasse, aber was ist das: Pennen die dahinten? Patrick Ostheimer wird kurz vor der Strafraumgrenze geblockt – wobei Vedat Osmani der Ball an die Hand springt - legt sich das Spielgerät zurecht und zimmert das Ding äußerst sehenswert zum Ausgleich. Normalerweise kommt dann gleich das nächste Gegentor, doch Marco Torres stand wenig später schon im Abseits. Er überläuft Tobias Fink, will den Ball annehmen, doch Thomas Klaus springt hinein und hält die Kugel fest. Dabei verletzt er sich an den ohnehin sensiblen Aduktoren (Spieler älteren Semesters sollten diesen Begriff nachschlagen. Solche Verletzungen wurden erst in den 90ern publik). Er will sich bedächtig von Marco wälzen, als dieser ihm eine schallende Watschn verpasst. Dieses Gebaren soll sich im tiefern Bayern als traditionelle Art der Kommunikation brauchtumstechnisch durchgesetzt haben (Das kracht so schön und passt ergonomisch zur Krachledernen). Auf dem Sportplatz hat es nichts zu suchen. Nur folgerichtig sieht er den roten Karton. Jetzt kommt zum ersten Mal an diesem schönen Nachmittag der Ordnungsdienst ins Rampenlicht. Sportsfreund Marco will sich Luft verschaffen. Man muss ihn jedoch auch verstehen. Da fährst Du zu einem vermeintlichen Absteiger, willst die Punkte in Geschenkpapier eingepackt vorfinden und dann möchte die Heimmannschaft auch noch gewinnen. Frechheit, Majestätsbeleidigung, Skandal! Weiß denn Abtswind nicht, dass es um die Meisterschaft geht? Tritt gegen die Bande, nichts passiert, Tritt gegen die Türen im Kabinentrakt, ebenfalls keine Beschädigung, und Übergabe an einen Verantwortlichen des BSC. Dieser wird seinem Schützling wohl die Leviten gelesen haben.

Mit Herausstellung des Marco Torres entsteht für die Abtswinder Offensivabteilung mental und Raum bedingt eine Luxussituation. Dieser Freiraum wirkt wie eine Saugglocke und zieht den überwiegenden Teil des Spielgeschehens in die Gästehälfte. Bis zur 20. Minute bekamen die Zuschauer noch einige Chancen zu sehen. Jörg probiert es zwei Mal aus der Distanz (15 – 20 Meter), wird hingegen vom heute besten – wenn nicht überragenden – Schweinheimer, Torwart Sebastian Doelger, geblockt. Zwischen der 20. und 35. Minute ist Chancen technisch Schmalhans Grillmeister Heinz. Beide Mannschaften konzentrieren sich voll auf defensive Aufgaben. Man ist vom Anfangstempo, der roten Karte und den beiden unhaltbaren Treffern geschockt und besinnt sich auf das Wesentliche. Unsere Erste verbaselt den letzten Pass in die Spitze und Vedat, Tobias und Leon (abräumerisches Dreigestirn destruktiver Effektivität) blocken Schweinheimer Vorstöße ab. Diese sind, wenn auch abgeschwächt, immer wieder brandgefährlich. Torhüter Thomas Klaus bekommt kaum einen Ball genau auf den Kasten. Das Stellungsspiel funktioniert, wenn auch in einigen Situationen recht spät.

10 Minuten vor Pausenpfiff nimmt sich Flo Selig ein Herz, ja ein Herz für die geschundene Fan Seele, lässt zwei Gegner elegant aussteigen und zieht platziert ab. Fußabwehr in höchster Not. Wenn Körper und Geist nach rechts springen, muss beim Keeper halt der große Zeh ran. Schlag auf Schlag: Patrick Aumüller flankt auf Mario Schindler, 5 Fuß vor der Kreidelinie. Der „Hexer“ – oder „der tollkühne Mann in seiner fliegenden Kiste“ (ein unvergleichlicher Gerd Froebe als deutscher Offizier), was man halt persönlich bevorzugt – Sebastian bekommt ein ums andere mal eins seiner Körperteile zwischen sich und den Rückstand. Mario hat nun seinen großen Auftritt: Vergibt man eine 100%ige, wird man nach der nächsten vorsichtiger. Er nähert sich mit zunehmenden Gelegenheiten der Torlinie an. In der 38. Minute wird er gleich zwei Mal geblockt. Aui köpft an die Latte, Leon´s Schuss – durch die Hosenträger des Verteidigers hält Sebastian in nunmehr gewohnter Bravour. Den Zuschauern gefällt es anscheinend: „Ist der Berg auch noch so steil, irgendwas geht allerweil“. Andere beschweren sich ob des anhaltend hohen Spannungsbogens der Partie: „Wie Müsli im Frühstück. Ihr seid schuld, wenn ich soviel rauch.“ (Anton Schneider). Kurz vor Halbzeitpfiff ein sehenswerter Schweinheimer Angriff: Michael Czapla – aktuell der Torschützenkönig der BOL ! - verarscht gleich drei Abtswinder Defensive, passt von der Grundlinie aus flach aufs kurze Eck, doch Martin Schwab hat mitgedacht. Aufgemerkt, der BSC steht noch.

In der Kabine eine beinahe mittelalterlich kämpferische, aufgeputschte Atmosphäre. Trainer Reinhard Seger: „Wir sind ein Mann mehr. Das heißt nicht, dass wir nicht mehr laufen müssen. Ganz im Gegenteil, wir müssen mehr rennen! Die sind alle, wie sie sind, hüftsteif hinten drin. Die hamm wir doch voll im Sack!“

Geneigter Leser, Sie sind bis zu diesem Punkt gekommen. Schätzen Sie sich glücklich. Das ist eine Leistung. Ich muss Sie allerdings in Ihrem eigenen Interesse darauf hinweisen: Wir sind erst in der 45. Minute. Da kommt noch was. Da ist nicht Schluss. Abschminken, aber sofort. Jetzt wird voll durchgelesen, ohne Murren und Knurren. Als Gegengabe verspreche ich, nur jede zweite Granatenchance mit einzubeziehen. Ehrenwort. Hand aufs Herz.

So Tränen getrocknet, Nase geputzt, können wir also beginnen. Teo schiebt den Ball an Sebastian vorbei – Pfosten! Paukenschlag gleich zu Anfang. Das Spiel jedoch ist komplett offen. Möglichkeiten gibt es auf beiden Seiten. Ein Schweinheimer Freistoß aus aussichtsreicher Position bleibt nur knapp in der Mauer hängen, Martin Schwab verzieht zentral. Libero Leon hält es nicht mehr. Er spielt sich über die Mittellinie, schießt aus 2 Metern Thomas Spatz an und reklamiert Handspiel. Absichtlich. Ja, genau, natürlich kein Pfiff des Unparteiischen. Dominik hat aus der Entfernung Glück, dass der Arm noch dran ist. Jedenfalls das übliche Bild: Während beinahe alle (!) Abtswinder zur Salzsäule erstarren und Leon lautstark reklamiert – mit steigernder Phonangabe erhöht sich selbstverständlich statistisch die Möglichkeit, dass ein Schiedsrichter dann doch noch pfeift. So aus Gnade, oder so – und Schweinheim spielt weiter. Zum Glück ins Abseits. Bleibt die Fahne unten, sehen wir schön blöd aus.

Läuten wir das letzte Drittel ein. Velibor vernascht zwei Gästespieler, wird zupfender Weise gelegt, erhält den fälligen Elfmeter indes nicht. In der 61. Minute der schönste Spielzug mit jeweils nur einer Ballberührung: Jörg auf Dustin auf Jörg auf Teo auf Mario, gehalten. Er bekommt die Pille aus maximal 50 Zentimetern nicht über die Linie. „Das (die Möglichkeiten) langt ja für zweistellig“ (neutraler Beobachter), nur um sich kurz darauf mit Dustin Höppner zu freuen. Der schlenzt einen Freistoß, wie man es gelernt hat und für den Keeper äußerst unangenehm aufs lange Eck. Keiner dran? Auch gut. 2:1. In der Folgezeit kommt auch Florian Selig nach vorn. Spätestens nach der Anweisung von BSC Trainer Michael Fecher „Hinten 1 gegen 1!“, ergeben sich die Chancen fast von alleine. Teo bedient aus der Bedrängnis Jörg Otto, der vom Verteidiger verfolgt aufs Tor, lässt sich den Ball gerade noch wegspitzeln und Flo grätscht daneben. Mario, über rechts, schiebt an Keeper Sebastian vorbei auf Flo, der unerwartet Schwäche zeigt und am Pfosten vorbei zielt. „Wir müssen mal das Tor nachmessen“ (Axel vom Berg).

Aus dem Nichts heraus der Ausgleich. Nach einer abgewehrten Flanke, führt der folgende Eckstoß zum 2:2. Johannes Roth kann am 5er unbedrängt einköpfen. Diese billigen Dinger lassen so manchen Zuschauer graue Haare kriegen. Wir schreiben mittlerweile die 80. Minute. Bis wir jetzt wieder eins nachlegen dauert das bestimmt ... Denkste: Jörg bedient 20 Sekunden später Teo und es steht 3:2. „Ich sach nei´g´stolpert“ (Anton Schneider). Diese Ruhe, diese Contenance behalten die wenigsten. „Mei Nerven, des geht fei auf die Blase !“ (Hans „Ather“ Schilling), „Da fällt mir das Bier von der Bande“ (Jürgen Bergner). Torwartgott Sebastian konnte nichts mehr tun. Wie soll man auch auf das Unerwartete reagieren? Den Schuss von Leon, nach feiner Vorarbeit von Leon und dem Doppelpass mit Ball und Gegner übers halbe Feld, pariert er noch. Doch wenig später ist auch er machtlos. Mario erhält die nächste Gelegenheit, endlich seine Bude zu machen. Er umkurvt seinen Manndecker, steht mal wieder Aug in Aug mit Sebastian. Körpertäuschung nach rechts, nach links, abgezogen, Sebastian lenkt den Schuss zur Mitte und an den dort stehenden Dirk Dorbath. 4:2. Mario kann einem schon leid tun. Seine gesamte Leistung hätte mit einem Treffer die verdiente Würdigung erfahren. Er zeigt sich als wahrer Sportskamerad und freut sich ohne Arg mit seinen Mannschaftskollegen über die absolut gerechte Führung. Schießt er heut keins, schießt er beim nächsten mal halt zwei.

Der Abtswinder Anhang ist nun einigermaßen beruhigt. Teo hat in den letzten 4 Minuten noch Chancen, zu erhöhen, scheitert jedoch mal wieder an Sebastian (die Superlative gehen mir aus). Nach Abpfiff noch unschöne Szenen. Michael Czapla tritt aus Frust gegen eine Werbebande und reißt ein großes Loch hinein. Der Fall wird schnell geklärt, hat er doch ein sehr gutes Spiel gemacht. Er wurde um einen besseren Lohn von seinem Kameraden Marco Torres betrogen. Beim Tritt hat er noch Glück, sich an den scharfen Kanten nicht zu verletzen. Emotionen gehören halt zum Fußball. Das macht die Sache erst so lebendig. Die Bande wird ausgetauscht, der Schaden von der Versichung beglichen und ein Bierchen getrunken. Eine solche Lappalie soll einem nicht die gute und faire Stimmung vermiesen.

Habe fertig.

Ach, einen habe ich noch. Der Titel ist ja schier codiert. Hier die Erklärung: Nach Abpfiff bat ich Trainer Reinhard Seger um ein – möglichst deftiges – Statement. Er sagte: „Die hamm den Pabst in der Tasch g´habt. So steigst du net ab, so schießt du Tore.“

Habe endgültig fertig.

Matthias Ley
(2. Vorsitzender)

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